Heimarbeit

Heimarbeit

Heimarbeit, das hat für mich eine Doppelbedeutung. Ich arbeite an allen Tagen daheim auf unserem Hof. Hier beginnt mein Arbeitstag morgens um sechs. Da sorge ich dafür, dass mein Frauchen den Wecker nicht überhört, sondern spätestens nach dem zweiten Läuten aufsteht. Tut sie das nicht, lecke ich ihr Gesicht ab oder ziehe ihr die Decke weg.


Sobald sie aufgestanden ist, lässt sie mich raus und dann renne ich sofort in den Kälberstall und schaue nach, ob alles in Ordnung ist. Bei uns wohnt eine Katze, die nicht uns gehört und eigentlich auf unserem Hof nichts verloren hat. Sie sitzt aber oft im Kälberstall und schaut nach Mäusen. Die wird von mir postwendend verscheucht. Unsere Mäuse gehören unseren Katzen und manchmal auch mir.


Mein nächster Weg führt mich in den alten Kuhstall. Dort stehen die Kühe, die gerade gekalbt haben oder in den nächsten Tagen kalben sollen. Außerdem wohnen da die jungen Kühe, die nennt man Kalbinnen. Die reiten oft gegenseitig auf und das mag ich überhaupt nicht. Wenn so eine Kalbin auf eine andere aufspringt, dann kann sie aber war erleben! Die wird von mir sofort verbellt.


Im Stierstall muss ich auch oft für Ordnung sorgen. Die Stiere raufen manchmal miteinander, das mag ich auch nicht. Und wenn meine Leute das alte Futter aus den Barren rauskehren und ein Stier versucht, sie daran zu hindern, indem er seinen Kopf herausstreckt, dann zwicke ich ihn in die Nase.


Tagsüber melde ich wenn der Tierarzt oder der Besamer kommt, wenn ein Kalb geboren wird oder wenn so ein dummes Tier irgendwie aus seiner Kiste oder Box ausgebüxt ist. Wenn ein neugeborenes Kalb nicht trinken will, ruft Regina mich und ich lecke das Kalb ab. Meist trinkt es dann.


Zwischendurch bewache ich im Flur die Katzenklappe und bestimme, welche Katze hinausgehen oder hereinkommen darf.



Mein zweiter Arbeitsplatz ist das Seniorenheim Sankt Nikolaus in Kraiburg. Dahin fahren wir zweimal in der Woche, montags und donnerstags. Wir müssen uns an diesen Tagen mit der Stallarbeit ein bisschen beeilen, weil wir um 9:30 Uhr schon im Heim sein sollen. Im ersten Jahr mussten wir sogar immer schon um 9:15 Uhr vor Ort sein, weil mein Frauchen da vorher erst noch auf Covid getestet werden musste. Sie war aber immer negativ, was in dem Fall ja positiv für uns war.


Oft waren wir aber nicht pünktlich. Während Regina auf ihr Test-Ergebnis wartete, besuchte ich die nette Dame am Empfang. Wir gingen dann zusammen zum Kühlschrank und ich bekam eine Scheibe Wurst. Inzwischen wird Regina nicht mehr getestet, aber das Ritual mit der Scheibe Wurst haben wir beibehalten und wenn die nette Dame nicht an ihrem Schreibtisch sitzt, dann laufe ich in den Raum, wo der Kühlschrank steht und meist ist da jemand, der mir meine Wurst gibt.


Montags sind wir auf der Station "Inn", das ist die "Beschützende Station". Dort sitzen in der Regel schon alle Bewohner, die mit mir spielen wollen, im Aufenthaltsraum im Stuhlkreis und warten auf mich. Ich begrüße zunächst jede/n und wenn ich durch bin, spielen wir Ball. Zwischendurch wird gekuschelt. Ich merke eigentlich immer, ob jemand spielen oder lieber kuscheln will. Regina lässt mir da bei meinen Entscheidungen absolut freie Pfote.


Früher sang einer der Männer stets. Er konnte sogar jodeln. Aber wenn ich ihm meinen Ball brachte, dann biss er rein. Spielen mochte er nicht damit. Inzwischen ist der Mann auf eine andere Station umgezogen, aber dort mag er es nicht, dass ich ihn besuche. Lustig ist es auch, wenn wir meinen etwas größeren Ball nehmen. Der muss immer erst aufgepumpt werden. Also, nicht immer der gleiche, sondern stets ein neuer Ball, weil ich fast in jeder Stunde einen kaputt beiße. Die halten aber auch gar nicht viel aus! Wenn Regina oder eine/r der BewohnerInnen mir den Ball zuwirft, stupse ich ihn mit der Nase zurück. Manchmal fliegt er dann aber auch in eine andere Richtung. Auf diese Weise haben wir schon zwei Blumentöpfe, fünf Trinkbecher und die Uhr abgeschossen.


Leckerle-Runden gibt es auch. Regina verteilt dabei Leckerle an die Bewohner und sie dürfen mich füttern. Einmal hat eine Frau ein Leckerle selbst gegessen. Seitdem verwendet Regina nur noch luftgetrocknetes Rindfleisch in kleinen dünnen Streifen oder sie backt die Leckerle selbst aus Haferflocken, Honig und Leberwurst. In diese Leckerle macht sie manchmal ein Loch rein und die Bewohner dürfen diese dann auf eine Schnur auffädeln. 

Donnerstags besuchen wir abwechselnd die Stationen Maximilian im ersten Stock und Schlossberg im zweiten Stock. Dorthin fahren wir mit dem Aufzug. Wir könnten auch über die Treppe gehen, es ist nicht sehr weit, aber ich fahre doch so gerne Aufzug. Einmal bin ich sogar allein in den Aufzug eingestiegen und ehe Regina was machen konnte, sind die Türen zugegangen und der Aufzug ist losgefahren. Oben haben sie mich dann wieder nach unten geschickt und eine Frau ist mitgefahren, damit ich im richtigen Stockwerk aussteige.


Auf Maximilian sitzen immer Bewohner im Aufenthaltsraum und frühstücken. Dort renne ich sofort zum ersten Tisch am Fenster, denn bei dem Ehepaar, das da sitzt, werde ich gefüttert, auch wenn Regina nicht immer damit einverstanden ist. Aber ich gehe ja schließlich ins Heim, um den Menschen dort eine Freude zu bereiten und wenn es der Frau Freude macht mich zu füttern, dann muss ich auch mal ein Opfer bringen und das essen, was sie mir gibt. Hilft ja nix! Selbst dann, wenn sie für mich ihrem Mann die Wurst vom Brot klaut.


Die anderen Bewohner im Raum besuche ich natürlich auch und wenn ich alle begrüßt habe, von allen gestreichelt wurde und es keine Wurst mehr gibt, besuchen wir die Menschen, die ihr Zimmer nur schwer verlassen können oder wollen. Wir gehen aber nicht in alle Zimmer rein. Manche mögen keinen Besuch von mir und andere schlafen vielleicht gerade oder sind noch bei der Morgentoilette. Da stören wir dann auch nicht. Die meisten freuen sich aber, wenn ich komme und zu vielen darf ich ins Bett hüpfen. Da wird dann gekuschelt und gestreichelt bis es ins nächste Zimmer geht.


Auf der Station Schlossberg haben die Bewohner jetzt auch erkannt, dass es besser ist, einen Stuhlkreis zu bilden und mit uns zusammen Ball zu spielen. Es sind jetzt sogar ein paar Bewohner im Stuhlkreis dabei, die wir vorher immer nur auf ihrem Zimmer besucht hatten. Sie hatten aber von den anderen gehört, dass es zusammen viel mehr Spaß macht und sie dann auch viel länger mit mir zusammensein können.


Auf Schlossberg hab ich auch einmal einen Feueralarm miterlebt. Da war was geboten! Wir durften das Zimmer nicht verlassen, in dem wir gerade waren und im Flur sind viele Menschen hin und her gerannt, um zu suchen, wo es brannte. Die Feuerwehr war da und der Sanitätswagen und die Polizei. Es war aber zum Glück nur falscher Alarm. Ich wurde dann von der Feuerwehr und der Polizei auch gestreichelt und dann kehrte wieder Ruhe ein.


Ja, so sieht mein Arbeits-Alltag aus. Wenn es etwas Besonderes zu berichten gibt, kannst du das in meinem Blog nachlesen. Also - immer mal reinschauen!

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