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Die Sache mit dem "Bei-Fuß-Gehen"

Letzten Winter konnte mein Kumpel Blue endlich die Prüfung zum Hundeführerschein ablegen, nachdem er bald zwei Jahre dafür trainiert hatte. Bei mir dauerte das Training damals ja nur ein paar Wochen, aber da hatte es auch Corona noch nicht gegeben. Für den Kurs, an dem Blue teilgenommen hatte, konnte man dann keinen Prüfer finden. Die hatten alle Angst davor, in ein Corona-Hot-Spot-Gebiet zur reisen. Beim Folgekurs, bei dem Blue das Erlernte noch einmal kurz auffrischte, wäre es fast das Gleiche geworden, doch dann hatte sich eine Frau bereit erklärt, die Prüfung abzunehmen.


Blue bestand die Prüfung mit Bravour! Ist ja auch kein Kunststück, wenn man bedenkt, wie lange er dafür geübt hat. Lediglich bei der Pfoten-Kontrolle bekam er Punktabzug, weil er sich bei den Hinterpfoten wegdrehte. Und Regina wurde von der Prüferin gerügt, weil sie zu ungeduldig war. Regina mag es offenbar, kritisiert zu werden, denn kaum war sie wieder daheim, da setzte sie sich an den PC, googlete diese Prüferin und erfuhr dabei, dass Britta, so heißt die Prüferin, eine Hundeschule in der Eifel betreibt, wo sie u.a. Sozialhunde ausbildet.


Was mir diesen Workshop in der Eifel einbrachte!


Regina ist nämlich der Meinung, ich müsste an der Leine genauso exakt neben ihr laufen, wie beim freien Bei-Fuß-Gehen. Die spinnt doch! Wenn ich bei Fuß gehe, dann gehe ich doch schon genau neben ihrem Bein und laufe weder vor noch zurück. Warum muss sie mich denn dann noch an die Leine nehmen? An der Leine heißt doch, ich kann mich genau für die Länge der Leine von ihr entfernen. Was hätte die Leine denn sonst für einen Sinn?


Sie rief jedenfalls diese Britta an und machte mit ihr gleich mehrere Termine für Einzelunterricht für mich aus. Das konnten wir bei Sarah oder Kerstin doch auch machen! Dafür mussten wir doch nicht extra in die Eifel fahren! Ich habe ja den Verdacht, dass Regina nur ein paar Tage Urlaub machen wollte und mich dafür vor schob.


Wie dem auch sei, sie packte mich am 26. März 2023, einem Sonntag, nach dem Frühstück in ihr Auto und wir fuhren los. Wir hatten vor, ihrer Schwester Claudia einen Überraschungsbesuch abzustatten, aber gerade als wir auf unserem üblichen Pippi-Parkplatz ankamen, erhielt Regina die Nachticht, dass ihr neuer Großneffe Theo heute geboren worden war. Und da das Claudias Enkel ist, war sie sicher nicht zu Hause. Die Fahrt ging weiter zu Uschi, Reginas Freundin, bei der wir übernachteten. Dort machten wir dann auch einen schönen langen Spaziergang. Bei Uschi war ich schon mehrmals und ich finde es toll dort. Da darf ich in den Garten und die Fische beobachten und im Haus drin kann ich Katzen hüten.


Uschis Katzen sehen allerdings ganz anders aus als unsere und benehmen sich auch anders. Die verkriechen sich meist in einem Versteck und kommen nicht heraus. Ich kann sie in der Regel nur riechen, selten aber sehen. Die sind grau-braun mit dunkelbraunen Ohren und blauen Augen. Regina sagt, die hätten auch blaues Blut, was ich nicht recht glauben mag. Am liebsten würde ich mal eine beißen, um zu sehen, ob das wirklich stimmt. Aber ich glaube, dann darf ich Uschi nicht mehr besuchen, wenn ich das mache. Also lass ich es lieber!


Am folgenden Morgen fuhren wir schließlich weiter in diese Eifel und da wir erst am späten Nachmittag zum Unterricht erwartet wurden, machten wir zuerst einen schönen Spaziergang rund um einen See. Ich durfte da aber nicht hinein, weil es erstens zu kalt war und zweitens war dieser See gar kein richtiger See, sondern ein Maar. Das Meerfelder Maar, um genau zu sein.


Nachdem wir dann unser Zimmer im Hotel Haidsmühle bei Manderscheid bezogen hatten, fuhren wir nach Wittlich zum Hundeplatz von Britta. Wir waren ein bisschen zu früh da und mussten mit dem Auto an einer Absperrung warten. Regina war aber neugierig und wir stellten das Auto nur ab und liefen zu Fuß schon mal zum Hundeplatz und sahen uns um. Es gab dort ein kleines Haus und einen super schönen Parcours und ich freute mich schon darauf, diesen auszuprobieren und zu zeigen, was ich alles kann.


Gleich darauf kam Britta und ließ uns auf den Platz. Dann wollte sie von Regina wissen, was sie sich von dem Unterricht erwarte und worauf sie, Britta, den Schwerpunkt legen solle. Das mit dem "Bei-Fuß-Gehen" wurde wieder angesprochen und zudem behauptete Regina, ich würde nicht mehr so gut folgen, wie noch vor einem Jahr. Das war doch echt die Höhe! Ich folge immer! Nur manchmal eben nicht gleich!


Wir verließen den schönen Parcours-Platz und gingen auf die Wiese daneben. Britta verschwand kurz in das Haus und kam mit ein paar Pylonen wieder, die sie auf die Wiese stellte. Dann sollte Regina einfach mal losgehen und die Pylonen umrunden, ohne dabei auf mich zu achten. Und das tat sie auch. Ich kann dir sagen, das war total kopflos. Die ist mal rechts, mal links, mal geradeaus, mal die Pylonen nebeneinander, mal die sich gegenüberliegenden. Ich weiß normalerweise immer genau, was Regina als nächstes macht. Ich kann sie schließlich lesen wie ein Buch. Aber diesmal? Ich wusste absolut nicht, was sie vorhat und musste höllisch aufpassen, dass ich ihr nicht zwischen die Füße geriet.


Kaum hatten wir alle Pylonen mehrmals umrundet, da sagte Britta, dass das doch recht gut geklappt hätte. Sie löste meine Leine vom Geschirr und befestigte sie an dem Ring, der sich am Brustgurt des Geschirrs befindet. Regina macht die Leine immer am Ring vom Rückengurt fest. Nun sollten wir beide über die Wiese laufen, ohne die Pylonen zu umrundet, und wenn ich dabei dicht an Reginas Bein blieb, sagte sie "GUT" und ich bekam sofort ein Leckerli. Es war nicht schwierig. Im Gegenteil! Die Leine vorne an der Brust behinderte mich etwas am Vorwärtsgehen und hing die ganze Zeit über durch.


Als nächstes wurde ich wieder abgeleint und durfte mir den Platz genauer ansehen. Nach einer Weile rief mich Regina und weil ich dachte, es gibt wieder Leckerlis, lief ich sofort zu ihr. Jetzt sagte Britta, dass sie an MIR keinen Fehler entdecken konnte. ICH machte alles richtig. Sie sagte auch, Regina passe nicht gut auf. Sie würde mich nicht so gut lesen, wie ich sie. Hatte ich doch gleich gewusst, dass ICH keinen Nachhilfe-Unterricht brauchte. Dafür aber SIE.


Es war inzwischen arschkalt geworden und es schneite immer wieder ziemlich heftig. Wir gingen daraufhin in das kleine Haus und MEIN Unterricht war zunächst beendet. Regina bekam einen Tee, dann legte Britta ihr wortlos ein paar Würfel vor die Nase und Regina fragte, was sie damit machen solle. Und Britta grinste und sagte einfach nur: "Find´s raus!" Mein Frauchen hat wohl ziemlich schnell herausgefunden, was sie mit den Würfeln machen sollte, denn Britte klickte mehrmals mit dem Klicker und lobte Regina schließlich. Ganz perfekt war sie aber wohl nicht gewesen, denn Leckerlis bekam sie nicht.


Wir haben daheim auch schon ein paarmal mit dem Klicker gearbeitet und ICH habe dabei IMMER Leckerlis bekommen. Britta nahm die Würfel wieder weg und legte einen Jeton auf den Tisch. Was man mit EINEM Gegenstand anfangen kann ist für Menschen offenbar schwieriger zu entscheiden, als wenn man mehrere gleiche Gegenstände vor sich hat. Regina nahm das Ding in die Hand - klick - sie drehte es auf dem Tisch - nix - sie nahm es wieder in die Hand - klick - sie nahm es in die andere Hand - klick - auf den Tisch damit - nix - sie ließ es zwischen den Fingern tanzen - nix. Das ging eine ganze Weile so, bis Regina das Ding auf den Tisch warf und frustriert verlagte, dass Britta ihr endlich sage, was sie machen solle. Britta meinte dann, Regina hätte eine niedrige Frustrationsschwelle. Daran arbeite ich eigentlich schon mit ihr, schließlich lasse ich sie oft ganz schön lange warten, bis ich das mache, was sie von mir verlangt. Vielleicht hätte ich mit ihr aber auch öfter an ihrer Impulskontrolle arbeiten sollen!


Britta rief mich dann zu sich, um Regina an mir zu demonstrieren, wie das mit dem Klicker geht. Sie hatten mir vorher das Geschirr ausgezogen und als ich es wieder anziehen sollte, hatte ich den Kopf weggezogen. Jetzt saß ich vor Britta und sie hielt mir das Geschirr vor die Nase. Wenn ich es ansah - klick - und Leckerli. Dann sah ich nach rechts - nix. Nase wieder Richtung Geschirr - klick - Leckerli. Ich hatte ganz schnell kapiert, dass ich nach rechts und dann wieder geradeaus schauen sollte. Regina hat dagegen wohl nix verstanden. Wir haben das dann zwar daheim ganz oft geübt, und dass sie klicken muss, wenn ich das Geschirr ansehe, hat sie auch kapiert, aber wenn ich das mir zustehende Leckerli bekomme, dann hält sie das immer so blöd, dass ich mit dem Kopf ins Geschirr muss. Und dann klickt sie nochmals, bevor sie mir das Leckerli endlich gibt. Vielleicht hätten wir das damals besser vertiefen sollen - also die Sache mit den Leckerlis.


Wir fuhren auch an den beiden Folgetagen zu Britta auf den Platz und immer musste Regina mehr arbeiten als ich. Ich nahm direkt ein halbes Kilo zu, so viele Leckerlis bekam ich von ihr. Da half es auch nicht, dass wir morgens vor dem Frühstück und abends nach dem Abendessen lange Gassi-Runden drehten und an den Nachmittagen stundenlange Spaziergänge machten, die immer an irgendwelchen Bächen entlag führten. Alles in allem waren es drei schöne Tage dort. Das Wetter war ab dem zweiten Tag auch besser und wir arbeiteten dann wieder draußen auf der Wiese. Den schönen Parcours durfte ich leider nicht ausprobieren. Am Mittwoch Abend durfte ich mit den beiden noch zum Essen gehen. Dann war der Eifel-Workshop auch schon wieder vorbei. Ich denke doch, dass es sich gelohnt hat und dass Regina schon auch was dabei lernte, denn seitdem macht sie nicht mehr so viel Stress beim "An-der-Leine-bei-Fuß-gehen".


Auf dem Rückweg besuchten wir schließlich noch den neuen Theo. Viel konnte man von ihm aber noch nicht sehen, so klein wie der war.

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